bisher nur in Zusammenfassung und mit Antwort von Kerstin Popp unter Korrespondenz vom 20.02.2011 ersichtlich.
Darauf Antwort von Kerstin Popp vom 20.01.2011:
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Sehr geehrter Herr Wohlrab,
zunächst einmal herzlichen Dank für Ihre email, und dass Sie mir Ihre Meinung mitgeteilt haben.
Sie kennen mich seit vielen Jahren und wissen: Wenn ich auch nur die geringste Möglichkeit sehe, irgendetwas zum Wohle unserer Stadt, gar unserer Region tun zu können, dann setze ich mich dafür ein. Das fängt an von der Teilnahme an diversen Veranstaltungen (Wiesenfestzug, Martinsumzug des Kindergarten, Ponyreiten bei den Europatagen oder dem Autofreien Sonntag), das geht über die "Waldwegsache", als die damalige Forstverwaltung die Waldwege viel zu grob schotterte so dass sie für Freizeitaktivitäten jeglicher Art (und somit den Tourismus) untauglich geworden waren, bis hin zur "Kommunalen Allianz", für die ich nicht nur viel Zeit und Energie sondern auch Geld investiert habe.
Mit dem Thema Fichtelgebirgsautobahn beschäftige ich mich seit über 10 Jahren relativ intensiv, und zwar mit Pro und Kontra. Das Fazit: Während die Autobahngegner ganz klare Fakten nennen können, so sagt kein einziger Befürworter, auch heute noch nicht, warum es partout ein vierspuriger Ausbau sein muß und nicht ein allenfalls wechselseitig dreispuriger Ausbau genügt so wie überall sonst in ganz Deutschland für deutlich mehr Verkehr. (Wie gesagt - simpler Fakt ist, die B303 ist für 20000 Kfz ausgelegt, wird hier derzeit von ca. 5000 benutzt und selbst laut Prognose werden es nicht mehr als maximal 12400 Kfz. werden. Warum also eine Autobahn?)
Jemand, der mit dem Argument "Verbesserung wirtschaftlicher Verhältnisse" ca. 2 km quasi dreispuriger Ortsumgehung für ca. 12 Millionen Euro ausbauen will, und weitere ca. 14 km (ebenfalls bereits für 20000 Kfz ausgelegte) Straße für ca. 52 Millionen Euro, MUSS sagen können, welche diesbezüglichen konkreten Vorteile die Anwohner bzw. die Region von dieser Straße haben sollen: Also wie viele neue Firmenansiedlungen, Arbeitsplätze, eine Zunahme des Tourismus wann und wo? Er MUSS konkrete Vorteile nennen können, die die unbestrittenen Nachteile dieser Straße auch nur aufwiegen würden. Das konnte bisher aber noch niemand. Dafür weist Paul Krugman in einer Studie (für die er den Nobelpreis erhielt - New Economic Geography), eindeutig nach, dass von guten Verkehrsanbindungen nur die Ballungsräume profitieren, nicht aber ländliche Regionen wie unsere dazwischen..
Auch mit dem Argument "Verkehrssicherheit" habe ich mich ausführlich auseinandergesetzt.
Selbstverständlich gibt es auf zweispurigen Straßen riksante Überholmanöver. Nur, rücksichtslose Autofahrer sind immer und überall rücksichtslos. Wer nichts dabei findet, in der Hoffnung auf ein paar Minuten Zeitersparnis durch rücksichtsloses Fahrverhalten auf zweispurigen Straßen die Leben anderer zu gefährden, findet auch auf Autobahnen nichts dabei. Derzeit sind wir zwischen der Grenze und der A93 zusammen mit ca. 5000 anderen Fahrzeugen unterwegs. Auf einer Straße die, wie gesagt, für 20000 Fahrzeuge gebaut wurde. FALLS die Strecke vierspurig ausgebaut sein sollte, wird der Verkehr ansteigen, so die Prognose. Dann sind wir bei einer wesentlich höheren Verkehrsdichte, mit noch mehr dann von der Autobahn angezogenen (Transit)Lkws unterwegs - das Gefahrenpotential besteht somit weiterhin, dazu kommt aber ein ZUSÄTZLICHES, auf den nachgeordneten Straßen und in den Ortschaften, aufgrund all der zusätzlichen Pkw und Lkw auf ihrem Weg zu einer der im Vergleich zu heute geringeren Auffahrtsmöglichkeiten, und dem landwirtschaftlichen Verkehr generell.
Ein wechselseitig dreispuriger Ausbau hingegen vermeidet ALL die Nachteile einer Autobahn (die selbst deren enthusiastischste Befürworter zugeben müssen), schafft aber sichere Überholmöglichkeiten für uns, die wir diese Straße benutzen müssen. Deutschlandweit wird dies seit Jahren höchst erfolgreich für deutlich mehr Verkehr als unsere ca. 5000 Kfz umgesetzt. B404, B505, B169, erst im Oktober letzten Jahres sagte Staatssekretär Gerhard Eck den Nittenauer Bürgern für ihre reellen 12000 Kfz einen dreispurigen Ausbau der B16 zu. Gäbe es auch nur geringsten Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, hätte er dies nicht getan sondern würde vier Spuren bauen!
Weil ich es aber wirklich genau wissen wollte, habe mich zur Frage Sicherheit auf "nur" dreispurigen Straßen ans Bundesverkehrsministerium gewandt und folgende beruhigende Information erhalten:
"Auch auf den rd. 40.200 km Bundesstraßen ist (...) ein Rückgang der Zahl der getöteten und verletzten Verkehrsteilnehmer festzustellen.(...). Ausreichende Überholmöglichkeiten spielen hier eine wichtige Rolle, um einen sicheren und leistungsfähigen Verkehrsablauf zu gewährleisten und weitere Verbesserungen hinsichtlich der Verkehrssicherheit zu erzielen. Geeignete Abschnitte der Bundesstraßen werden deshalb als dreistreifige Straßen gebaut, bei denen den Verkehrsteilnehmern ein dritter Fahrstreifen abschnittsweise zur Verfügung steht, der das sichere Überholen langsamerer Fahrzeuge ohne Benutzung des Gegenfahrstreifens ermöglicht."
Auch aus Gründen der Verkehrssicherheit müssen also keine 16 km Autobahn gebaut werden, mit all ihren gravierenden Nachteilen für die Leute hier und für die Umwelt.
Sie sagen, ich solle mal über meinen Schatten springen und an meine Heimat denken und die Menschen, die darin leben wollen - ich kann Ihnen versichern, dass ich dies auch weiterhin tun werde.
Mit freundlichen Grüßen,
Kerstin Popp
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Dazu folgende zusätzliche Infos:
Verkehr auf der erwähnten Staatsstraße Richtung Oberpfalz/Kemnath: Nach den aktuellsten Verkehrszählungen (2005, an der amtlichen Zählstelle Nr. 6137/552): 4120 kfz/24h östlich von Kulmain. Weniger als auf der B303.
Fakt ist: In Tschechien wird bis mindestens 2025 eine vierspurige Straße zwischen Prag und der Landesgrenze weder fertiggestellt noch überhaupt geplant.
Fakt ist: Durch einen vierspurigen Ausbau der B303 ändert sich die Fahrzeit für einen LKW nach Bayreuth nicht, da sich weder Streckenführung noch erlaubte Höchstgeschwindigkeit ändern.Was PKW angeht: Wir sind persönlich in den letzten beiden Jahren sehr oft, an unterschiedlichsten Tagen, zu unterschiedlichsten Uhrzeiten, mit dem Pkw nach Bayreuth gefahren, und kamen über die B303 stets ausgesprochen zufriedenstellend voran. Die Frage ist also: Um wieviel schneller gelangt man von Schirnding nach Bayreuth, wenn man über Selb – Autobahn Hof und dann nach Bayreuth fährt? Verglichen mit der jetzigen B303, verglichen mit einer wechselseitig dreispurig ausgebauten B303 dort wo möglich und nötig, und verglichen mit einer vierspurig ausgebauten B303, die zwangsläufig mehr Verkehr anzieht so dass man mit ungleich mehr (Transit)Lkws unterwegs sein muß?
Fakt ist: Dreispurig ausgebaute Straßen gelten nicht nur bayern-, sondern bundesweit, für ausgesprochen sicher. Das bestätigt das Bundesverkehrsministerium, und im Sicherheitsaudit der Obersten Bayerischen Baubehörde (Verkehrssichere Straßengestaltung) heißt es:
"Einen deutlichen Vorteil bei der Verkehrssicherheit bietet gegenüber dem herkömmlichen, zweistreifigen Landstraßen-Querschnitt auch der Regelquerschnitt Q15,5 mit der 2+1 Betriebsform, der aber nur als Kraftfahrstraße (Zeichen 331 StVO) betrieben werden darf. Da mit diesem Querschnitt gleichzeitig eine gute Verkehrsqualität erreicht werden kann, sollte er bei entsprechenden Verkehrsbelastungen stets in die Überlegungen zur Wahl eines Regelquerschnitts einbezogen werden... (...)
Anhand eines Beispiels einer baulichen Abhilfemaßnahme:
"Vorher: Der zweistreifige Querschnitt bot bei einer durchschnittlichen täglichen Verkehrsbelastung (DTV) von 9.500 Kfz/24h (...) kaum noch Möglichkeiten, sicher zu überholen. Eine Häufung von Unfällen beim Überholen war die Folge.
Nachher: Im August 1999 wurde der Straßenquerschnitt dreistreifig ausgebaut. Ein sicheres Überholen in südlicher Richtung wird dadurch ermöglicht. Im weiteren Straßenverlauf sind Überholstreifen in die andere Fahrtrichtung vorhanden. Unfälle beim Überholen ereigneten sich im betrachteten Nachherzeitraum nicht mehr."
Fazit: Es gibt nach wie vor keinen Befürworter eines vierspurigen Ausbaus der B303, der sagen kann, welche konkreten Vorteile wir von dieser Straße haben sollen: Wie viele neue Firmenansiedlungen, Arbeitsplätze, eine Zunahme des Tourismus wann und wo? Konkrete Vorteile, die die unbestrittenen Nachteile dieser Straße auch nur aufwiegen würden.
Foto: Frau König, Frankenpost, Redaktion Selber Tagblatt, Artikel vom 17.01.2011, "Jetzt geht es um den Chefsessel" zur Bürgermeisterwahl in Hohenberg