Die B303 im jetzigen Zustand ist bereits für 20.000 Kfz ausgelegt. Den offiziellen Zahlen zufolge fahren derzeit nur knapp 5000 Kfz zwischen der Grenze und Marktredwitz. Der offiziellen Prognose DTV2025 werden dort auch mit vierspurigem Ausbau nur maximal 12.400 Kfz fahren.
Selbst wenn diese Zahl höher wäre: auch 17.000 Kfz rechtfertigen einen vierspurigen Ausbau wirtschaftlich bei weitem nicht.
Die B303 ist also bereits jetzt eine mehr als "leistungsfähige Ost-West-Verbindung".
Auch das Argument, dass die B303 angeblich eine wichtige Verkehrsachse ist, zählt nicht. Denn wenn sie tatsächlich wichtig wäre, würde sich dies in den Verkehrszahlen ausdrücken, so wie bei der B16 bei Nittenau, wo seit der Grenzöffnung nicht nur ca. 5000 Kfz unterwegs sind, sondern der Verkehr auf ca. 12000 Kfz angestiegen ist, für die nun laut einer Info von Staatssekretär Eck von Anfang Oktober 2010 nur eine dritte Fahrspur geschaffen werden soll.
Fakt ist, dass die B303 neu nur deswegen im Bundesverkehrswegeplan steht, weil in den eingereichten Unterlagen mit falschen Zahlen für Baukosten und Unterhalt gearbeitet wurde. Und man mit dem sich daraus ergebendem viel zu hohen Kosten-Nutzen-Verhältnis die Notwendigkeit des Baus begründete.
Wie kann es sein, dass die Verantwortlichen diesen Fehler, auf den sie wiederholt aufmerksam gemacht wurden, nie korrigierten - obwohl Ministerialrat Jung schon 2007 genau dies zusagte?
Wie kann es sein dass nach wie vor an diesem völlig unwirtschaftlichen Projekt festgehalten wird, das es von Rechts wegen gar nicht geben dürfte? Dass nach wie vor Steuergelder für Planungen ausgegeben werden?
Und dass tatsächlich die ca. 2km bereits ausgebaute Ortsumgehung Schirnding weiter ausgebaut werden soll, nur weil Baurecht besteht - ein Baurecht, das aufgrund falscher Zahlen, unter völlig anderen Rahmenbedingungen, zustande gekommen ist?
Und man für für diesen völlig unnötigen Ausbau nun ca. 13 Millionen Euro Steuergelder ausgeben will, die man anderswo dringend benötigen würde?
Warum nutzen die Vorsitzenden der Initiative Zukunft Fichtelgebirge, Willi Müller und Albrecht Schläger, zusammen mit drei weiteren CSU-Polikern (Martin Schöffel, Dr. Döhler und Dr. Friedrich) im Dezember 2010 den Besuch des Staatssekretärs im Bundesverkehrsministerium Dr. Andreas Scheuer, um ihm die Notwendigkeit einer leistungsfähigen Ost-West-Verbindung vorzutragen, obwohl die B303 allein rein von den Zahlen her ohne jeglichen Ausbau bereits eine mehr als leistungsfähige Ost-West-Verbindung ist? Und zwar für den gegenwärtigen wie den prognostizierten Verkehr?
Warum fordern sie Dr. Scheuer auf, sich um die Finanzierung des Anbau einer zweiten Fahrbahn an die quasi bereits dreispurige Ortsumgehung Schirnding zu bemühen? Dies ergäbe doch nichts als eine ca. 2km lange Autobahn, die am östlichen Ende nicht, und am westlichen Ende auf absehbare Zeit nicht fortgesetzt wird! Man würde also für ca. 5000 Kfz und rund 13 Mio. Euro eine knapp 2 km lange, weder verkehrszahlenmäßig noch wirtschaftlich zu rechtfertigende Autobahn, breiter als die A93, in einem Naturpark bauen, wo die Umweltverträglichkeitsuntersuchung ergeben hat dass gar nicht gebaut werden dürfte.
Es gibt gerade in unserer Region viele Projekte in der Verkehrsinfrastruktur, für die dieses Geld wesentlich sinnvoller eingesetzt werden könnte, zum Wohle unserer Region, und für die Zukunft des Fichtelgebirges!
Typische Verkehrssituation Wochentags, Mitte August 2010, ca. 18:00 Uhr
20. Dezember 2010 Mittagszeit - auch im Winter sieht es nicht anders aus, trotz Vorweihnachtszeit und aufgrund der Witterungsverhältnisse schlecht befahrbarer Nebenstraßen.
Mit einer email wandte sich Kerstin Popp am 11.11.2010 an die Politik, konkret an Herrn Staatsssekretär Eck (Details bei Aktuelles).
"[...] mir liegt nun eine Information vor, die der Thematik B303 / Fichtelgebirgsautobahn eine ganz überraschende Wendung verleiht. [...]. Das Projekt basiert auf völlig falschen Zahlen! Und dürfte somit von Rechts wegen gar nicht im Bundesverkehrswegeplan enthalten sein.
Aus den mir vorliegenden Informationen geht hervor, dass der zuständige Referent im Verkehrsministerium in Berlin 2003 offensichtlich nicht ordentlich gearbeitet hat, und 4 Jahre später, anno 2007, die Oberste Baubehörde des Freistaats ebenfalls nicht."
Mit dem Fazit:
"Ich bitte Sie: Sorgen Sie dafür, dass dieses unwirtschaftliche und unnötige Projekt zumimdest jetzt endlich, im November 2010, umgehend aus dem Bundesverkehrswegeplan gestrichen wird."
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Berlin sagt: Frau Popp kommuniziert sehr klar und sehr kompetent mit dem Innenministerium Bayern, und bei der Bayerischen Staatsregierung ist sie auch an der richtigen Adresse. Denn in Bayern wird die Entscheidung getroffen, welches Projekt des Bundesverkehrswegeplanes gebaut wird und welches nicht.
Frau Popp möge sich von der Bayerischen Staatsregierung nicht irritieren lassen: Durch den Bundestag wurde der Bedarf für den Neu- und Ausbau von Bundesstraßen zwar gesetzlich beschlossen, der Freistaat muß allerdings priorisieren, da nur ein Teil der beschlossenen Projekte finanziert werden kann.
Also entscheidet Bayern allein, ob ein im Bundesverkehrswegeplan enthaltenes Projekt gebaut wird oder nicht. Der Bund zwingt Bayern zu nichts, Bayern entscheidet selbst.
Das Argument, dass Bayern nur das umsetzt, was im Bundesverkehrswegeplan vom Bund vorgegeben ist, ist somit falsch.
München wendet ein: Auch wenn nicht alle Projekte finanziert werden können, kann Bayern nicht einseitig beschließen, dieses Projekt nicht umzusetzen, denn, so betont München, der Bund und Bayern sind sich einig, den Ausbau der B303 weiterzuverfolgen.
München will den Ausbau der B303 weiterverfolgen.
Also muß es begründen können, WARUM.
Es muß konkrete Gründe und Fakten nennen können. Es muß sagen können warum es diesen überdimensionierten Ausbau zwischen der Grenze und Marktredwitz fordert, während ihm überall sonst für deutlich mehr Verkehr allenfalls wechselseitig dreispurige Straßen vollkommen genügen.
Es muß sagen können, warum es für den weiteren Ausbau von lediglich ca. 2 km quasi dreispuriger Ortsumgehung Schirnding ca. 12 Millionen Euro Steuergelder ausgegeben will, und für weitere ca. 14 km (ebenfalls bereits für 20000 Kfz ausgelegte) Straße ca. 52 Millionen Euro. Die von ca. 5000 Kfz befahren wird.
München sagt nichts dergleichen.
Schickt aber immerhin zur Info einen Link zu einer Liste mit allen Projekten, die grundsätzlich zum Ausbau der B303 in Konkurrenz stehen. (Sofern sie nicht bereits abgeschlossen wurden.) Und sagt, man könnte erst dann sagen, welche davon konkret in Konkurrenz stehen, wenn Baurecht für die B303 vorliegt.
http://www.bmvbs.de/cae/servlet/contentblob/34258/publicationFile/957/bayern.pdf
Videos von Fahrten von Schirnding nach Marktredwitz; beziehungsweise von Marktredwitz nach Schirnding; sie zeigen den ganz normalen alltäglichen Verkehr an unterschiedlichen Tagen (abendlicher Berufsverkehr). Zu anderen Tageszeiten sieht es nicht anders aus.
Schirnding nach Marktredwitz Marktredwitz nach Schirnding
06.06.2011 17:40 Uhr 06.06.2011 18:15 Uhr
10:24 MPEG-Datei (87,8 MB) 7:54 MPEG-Datei (66,9 MB)
Schirnding nach Marktredwitz Marktredwitz nach Schirnding
13.06.2011 17:50 Uhr 13.06.2011 18:30 Uhr
8:36 MPEG-Datei (72,8 MB) 9:48 MPEG-Datei (82,8 MB)
Auch ein knappes halbes Jahr später sieht es an einem Samstag Vormittag zur Haupteinkaufszeit nicht anders aus:
Schirnding nach Marktredwitz Marktredwitz nach Schirnding
05.11.2011 9:20 Uhr 05.11.2011 11:00 Uhr
8:52 MPEG-Datei (74,9 MB) 8:30 MPEG-Datei (71,9 MB)
Auf tschechischer Seite sieht es analog aus.
Wer sich selbst einen Eindruck davon verschaffen will, wie viel - oder vielmehr wie wenig - Verkehr auf tschechischer Seite zwischen Karlsbad und Eger Richtung Schirnding fährt, der mache folgendes:
Er gehe auf folgende Seite.
Dort findet er rechts eine Legende mit diversen Symbolen - man klicke das Kamerasymbol (Kamery) an und aktiviere es. Dann klicke man auf eines der bunten blütenartigen Symbole, beispielsweise bei Karlovy Vary, was den gewünschten Bereich vergrößert. Ein weiteres Klicken auf ein weiteres dieser Symbole vergrößert noch einmal, bis diverse Kamaras sichtbar werden. Stellt man den Mauszeiger auf ein Kamerasymbol, erhält man ein ca. alle 5 Minuten akualisiertes Foto der momentanen Verkehrssituation.
Leider dürfen wir hier an dieser Stelle aus urheberrechtlichen Gründen solche Fotos, über einen längeren Zeitraum gesammelt, nicht als kleine Serie nebeneinander abbilden. Das ist schade, denn Bilder sprechen für sich:
Verschiedenste Tage, unterschiedlichste Uhrzeiten, die Fotos gleichen sich auffallend - sie zeigen verblüffend wenige Fahrzeuge.
Im Oktober 2011 gab das Straßenbauamt Bayreuth während einer Versammlung der IZF fälschlicherweise bekannt, "Derzeit aber beobachte man wieder einen leichten Anstieg des Verkehrs"; diese falsche Information wurde von der Frankenpost an die Öffentlichkeit weitergegeben und trotz ausdrücklicher Bitte des Straßenbauamts nie richtiggestellt.
Diese falsche Information veranlasste die beiden IZF-Vorsitzenden Willi Müller und Albrecht Schläger, sich im Dezember 2011 hilfesuchend an Bundesinnenminister Dr. Hans-Peter Friedrich zu wenden, er möge sich persönlich einsetzen.
Nun sollte ein Bundesinnenminister an sich aufgrund seines Amtes an irgendeinem Straßenbauprojekt zwangsläufig nicht interessiert sein. Allgemein bekannt ist aber, dass Dr. Hans-Peter Friedrich zusammen mit Willi Müller und Albrecht Schläger (und einigen weiteren Abgeordneten, Landräten und Bürgermeistern) die Marktleuthener Erklärung unterschrieb, in der explizit der Bau einer vierspurigen Ost-West-Verbindung gefordert wird und in der man die Planer dazu aufruft "schnellstmöglich eine zukunftsfähige Trasse zu finden, die dann bald realisiert werden muß."
Bekannt ist auch, dass Dr. Friedrich zusammen mit Willi Müller Initiator der ZiF, heute IZF, ist, Hauptforderung jener Initiative ist der Bau der Fichtelgebirgsautobahn.
Würde sich Bundesinneminister Dr. Friedrich nun auf jenes Schreiben von Willi Müller und Albrecht Schläger hin tatsächlich für den Ausbau der B303 einsetzen, der von den Verkehrszahlen her in keinster Weise gerechtfertigt werden kann, würde dies sicher mehr als nur ein wenig sonderbar wirken.
Und das Bundesverkehrsministerium müßte - würden nun tatsächlich bei der bevorstehenden Haushaltsplanung die 13 Millionen Euro oder mehr für den weiteren Ausbau der Ortsumgehung Schirnding eingestellt werden - erklären, wer oder was es zu einer Meinungsänderung bewogen hat, denn mit Stand Ende November 2011 teilt es offiziell mit, dass "das derzeitige Verkehrsaufkommen im Bereich von Schirnding aus Sicht des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auf der bestehenden Strecke momentan sowohl für die Anwohner als auch die Verkehrsteilnehmer verträglich abgewickelt werden, zumal die Ortslage von Schirnding bereits heute mit einer Ortsumgehung umfahren wird."
Eine Sicht, die man in München nicht teilt. Dort ist man weiterhin der Ansicht, dass Bedarf besteht, für derzeit knapp 5000 Fahrzeuge, gemäß DTV2025 maximal prognostiziert 12.400 Fahrzeuge, eine bereits für 20.000 Fahrzeuge ausgelegte Straße vierspurig (aus)zubauen. Denn das Bayerische Staatsministerium des Inneren schreibt Kerstin Popp am 18.01.2012:
"Der Deutsche Bundestag hat per Gesetz den Bedarf für eine leistungsfähige Ost-West-Verbindung im Zuge der B 303 festgestellt. Die Bayerische Straßenbauverwaltung ist als Auftragsverwaltung gehalten, den gesetzlichen Planungsauftrag des Bundes entsprechend den Vorgaben des Bedarfsplans abzuarbeiten."
Würde der Freistaat diese Straße nicht unbedingt bauen wollen, hätte er lediglich bei der Bedarfsplanüberprüfung 2010 den simplen Fakt mitteilen müssen, dass kein Bedarf mehr besteht. Dann wäre der Plan ganz offiziell angepasst worden.
Aber auch so, Bundesverkehrswegeplan hin oder her - ein Projekt, für das kein Bedarf (mehr) besteht, muß bekannlich NICHT gebaut werden, nur weil es im Bundesverkehrswegeplan enthalten ist; da es dort weitaus mehr Projekte gibt als finanziert werden können muß der Freistaat priorisieren.
Derzeit laufen beim Bund vorbereitende Arbeiten zur Aufstellung des neues Bundesverkehrswegeplans, der Grundlage für den neuen Bedarfsplans sein wird, angeblich hat Bayern dafür noch keine Daten an den Bund gemeldet.
Man wird also sehen, bei welchen Straßen der Freistaat einen Bedarf erkennt. Bei der Umgehung Untersteinach–Kauerndorf vielleicht, wo zum Teil anscheinend mehr als 20.000 Fahrzeuge unterwegs sind; ein Projekt, um das bereits seit vielen Jahren gerungen wird und dessen dringende Notwendigkeit nun angeblich von diversen Politikern erkannt worden ist - und das zudem noch deutlich kostengünstiger zu realisieren ist als ein vierspurige Ausbau der B303 zwischen Schirnding und der A93 für nicht einmal 5000 Fahrzeuge, Tendenz sinkend.
Aktuelle Echtzeitfilme von Fahrten zwischen Schirnding und Marktredwitz wurden erstellt. Wochentags, 9:30 und 11:00 Uhr. Sie unterscheiden sich leider nicht von den bisher online gestellten. Deshalb haben wir uns etwas anderes überlegt: Wir stehen Montag morgen um 7:30 auf der kleinen Brücke bei Schirnding und halten zur morgendlichen Hauptstoßzeit den Verkehr auf der B303 fest. Ohne vorgreifen zu wollen: Was man sieht überrascht NICHT.
Brücke bei Ausfahrt Schirnding
25.06.2012 07:30 Uhr
12:57 MPEG-Datei (128 MB)