lautet die Überschrift des zweiten von der Frankenpost zum Ausbau der B303 veröffentlichten Artikels.
http://www.frankenpost.de/lokal/fichtelgebirge/wunsiedel/Naturschuetzer-schlagen-Alarm;art2460,4012318
Die Wunsiedler Kreisgruppe des Bund Naturschutz befürchtet "eine Autobahn durch die Hintertür" - offensichtlich liegen ihr Planskizzen des Straßenbauamts Bayreuth vor, nach denen
- die B303 zwischen dem Silberhausberg und dem Sichersreuther Berg dreispurig mit wechselseitigen Überholmöglichkeiten ausgebaut werden soll
- eine neue weiträumige Südumfahrung Tröstaus mitten durch den Golfplatz führen und zudem eine breite Schneise in die Wälder der Hohen Mätze schlagen soll
- die B303 oberhalb von Breitenbrunn und auch im Bereich Dünkelhammer dreispurig nach Norden verlegt werden soll
Angesprochen in dem Artikel wird auch das rund 3 Kilometer lange Teilstück zwischen Markredwitz-West und der A93, gegen dessen vierspurigen Ausbau sich der Bund Naturschutz "nicht sperren" würde.
Warum würde sich der Bund Naturschutz nicht gegen einen vierspurigen Ausbau dieses Bereichs sperren? Der Ausbau ist von den Verkehrszahlen her genausowenig erforderlich wie der Ausbau anderer Bereiche der B303, würde unnötig Land verbrauchen und hätte negative Auswirkungen auf die Anwohner-
Genauso schwer nachzuvollziehen ist, warum sich der Bund Naturschutz "für einen dreispurigen Ausbau mit wechselnden Überholmöglichkeiten" zwischen der A93 und Schirnding ausspricht.
Auch hier erfordern oder rechtfertigen die Verkehrszahlen keinen weiteren Ausbau der B303, die bereits für 20.000 Fahrzeuge gebaut ist. Nirgends in diesem Bereich fährt auch nur annähernd die Hälfte.
Mehr als vernünftig ist allerdings die Einstellung des Bund Naturschutz zum angedachten Ausbau der Ortsumgehung Schirnding, dem "größten Unsinn aller Zeiten". "Für 9,3 Millionen Euro ist hier tatsächlich ein Stück Autobahn mit 26 Metern Breite auf 2,5 Kilometern Länge geplant (...) den nur noch die beiden Lobbyisten Albrecht Schläger und Willi Müller von der IZF (...) fordern.."
Wobei die IZF selbst zugibt, dass dessen "verkehrliche Wirkung nicht so groß ist". Ein netter Euphemismus - die verkehrliche Wirkung eines 2.540 Meter langen Stücks vierspuriger Straße von der Raithenbachtalbrücke bis zur Röslautalbrücke wäre in der Tat "nicht so groß"!
Denn: Stellen wir uns einfach das folgende kleine in der Zukunft liegende Szenario vor-
Das Bundesverkehrsministerium hat entgegen seiner bisherigen Statements den Ausbau der Ortsumgehung Schirnding nun doch für als erforderlich erklärt und die dafür benötigten Mittel in zweistelliger Millionenhöhe freigegeben.
Die B303 schließt ab dem Grenzübergang Schirnding also zweispurig an die aus Tschechien zweispurig heranführende R6 an. Ab der Röslautalbrücke kommen dann 2.540 Meter vierspurige Kraftfahrstraße, die nach ca. 3 Jahren mit allen zwangsläufig damit verbundenen Beeinträchtigungen und Unannehmlichkeiten ausgebaut sein wird und nach Fertigstellung von vielen Fahrzeugen nicht mehr benutzt werden darf (siehe StVO). Bei der Raithenbachtalbrücke geht es dann wie bisher zweispurig weiter. Und das für eine sehr lange Zeit. Denn wie sagte Bürgermeister Karl-Willi Beck so humorvoll:
Der durchschnittliche Traktor fährt wahrscheinlich 80 Stundenkilometer, bis die Straße tatsächlich ausgebaut ist -
Ein nettes kleines Szenario fürwahr.
Zurück zum Artikel.
Die Frankenpost hat beim Staatlichen Bauamt Bayreuth nachgefragt. (Die detaillierte Antwort ist im vollständigen Artikel in der Frankenpost zu lesen, zu dem wir hier verlinkt haben; dort finden sich auch diverse Online-Kommentare.)
Erwähnt hier sei an dieser Stelle nur noch, dass laut Straßenbauamt beim vierspurigen Ausbaus der Ortsumgehung Schirnding nicht nur die vom Bund Naturschutz angesprochene Brücke der Staatsstraße von Schirnding nach Hohenberg abgerissen und neugebaut werden müßte. "Auch die Brücke für das Sträßlein von Schirnding nach Fischern müsste bei einem vierspurigen Ausbau erneuert werden."
Und das alles für die rund 5000 Fahrzeuge, die hier auf der für 20.000 Fahrzeuge gebauten Straße unterwegs sind...
Der Verkehr könnte um ca 300%!! zunehmen, dann wäre die B303 von ihrer Kapaziät her gerade mal ausgelastet..
Laut dem Frankenpostartikel hat das Staatliche Bauamt für den Bereich zwischen A 93 und Schirnding ein Entwurfskonzept für einen vierspurigen Ausbau erarbeitet und dem Bundesverkehrsministerium vorgelegt.
Warum?
Aufgrund den Vorgaben des Bundesverkehrswegeplans aus dem Jahr 2003 - der - kann das sein - anno 2015 der "aktuelle Bedarfsplan" ist, der den Abschnitt zwischen der tschechischen Grenze und der A 93 als vordringlich eingestuft hat.
Wir wissen noch, wie die "Fichtelgebirgsautobahn" überhaupt in den Bundesverkehrswegeplan 2003 geraten konnte?
Durch eine "Punktlandung" beim Kosten-Nutzen-Verhältnis, genau.
Projekte mit einem Kosten-Nutzen-Verhältnis von 3 wurden aufgenommen.
Diese Punktlandung wurde erzielt durch einen Rechenfehler. Das tatsächliche Kosten-Nutzen-Verhältnis lag bei 1,5... und wurde, trotz wiederholtem Hinweis, nie korrigiert.
Laut Frankenpostartikel spricht das Staatliche Bauamt auch davon, dass der Bereich zwischen der Grenze und der A93 "aus netzkonzeptionellen Überlegungen heraus" vierspurig werden soll.
Netzkonzeptionelle Überlegungen -
Stichwort grenzübergreifende Bedeutung der B303 vielleicht?
Das hatten wir schon mal, die Prämisse einger Leute, dass gerade das Stück zwischen der Grenze und der A93 eine grenzübergreifende Bedeutung hätte. Und "als Europastraße 48 das tschechische Karlsbad mit der Autobahn 93 in Deutschland" verbinde.
Simpler Fakt ist, dass unsere tschechischen Nachbarn auch eine sogenannte Europastraße nur da aus, wo hohes Verkehrsaufkommen dies rechtfertigt. Warum sollten wir Deutschen 70 Millionen Euro Steuergelder oder mehr für den Ausbau eines Straßenabschnitts ausgeben, auf dem nicht einmal halb so viele Fahrzeuge unterwegs sind wie die, für die er gebaut ist?
Das Argument "netzkonzeptionelle Gründe" oder "Lücke im vierspurigen Netz" überzeugt nicht.
Eine Straße auszubauen, die von ihrer Kapazität her nicht einmal zur Hälfte ausgelastet ist und über eine derart hohe Leistungsreserve verfügt wie die B 303, wäre nicht nur unnötig, sondern in Zeiten knapper Kassen geradezu verantwortungslos.