Sehr geehrter Herr Dr. Rabenstein,
Sie waren gestern in Wülfersreuth dabei, das hat mich sehr gefreut. Aber um ehrlich zu sein auch sehr irritiert - deshalb nun diese meine E-mail, um ein Mißverständnis zu vermeiden.
Bei Ihrem Besuch der SPD-Ortsvereinssitzung in Selb im April letzten Jahres sagten Sie dem Bericht unserer Frankenpost zufolge, Sie halten eine Autobahnspange zwischen Schirnding und der A93 für sinnvoll, ebenso wie einen teilweisen Ausbau der B303. Auf mein diesbezügliches Schreiben vom 19.4.2010 (ich hatte auch zwei Fotos beigefügt) habe ich leider nie eine Antwort erhalten.
Ich mußte also stets davon ausgehen, dass Sie nicht nur den zweibahnig/vierspurigen Ausbau der B303 zwischen der Landesgrenze und der A93 befürworten und fordern, sondern auch einen weiteren Ausbau bis zur A9.
In Ihrer gestrigen Rede sagten Sie nun aber, das Fichtelgebirge braucht keine weitere Autobahn außer einer Datenautobahn, und diesbezügliche Planung verschwendet sinnlos Geld. Das besser für wirklich benötigte Projekte verwendet werden sollte.
Bitte sagen Sie mir also: Wie stehen Sie zum geplanten zweibahnig/vierspurigen Ausbau der B303 zwischen der Landesgrenze und der A93? Für knapp 5000 Kfz, Verkehrszahlen kontinuierlich abnehmend, wir haben es ja gestern erst wieder gehört: Auf der B303 ist deutlich weniger Verkehr unterwegs (ca. 5000 Kfz) als auf einer durchschnittlichen Bundesstraße (ca. 10000 Kfz), und somit sogar weniger als auf vielen Staats- oder gar Kreisstraßen!
Auf unserer Internetseite www.fichtelgebirgsautobahn.info haben wir nicht nur die aktuellen offiziellen Verkehrszahlen abgebildet, sondern auch vier Videos von Fahrten zwischen Schirnding und Marktredwitz, und wir haben einen Link auf eine tschechische Seite gesetzt, die zeigt wie viel oder vielmehr wie WENIG Verkehr auf tschechischer Seite auf der R6 über Karlsbad und Eger auf uns so zurollt. Und dass die Tschechen zwischen Eger und der Grenze keine Autobahn bauen werden ist simpler Fakt.
Unser Bundesverkehrsministerium schrieb mir im Frühjahr diesen Jahres: Mit Fertigstellung der A6 hat sich die Verkehrssituation auf der B303 deutlich meßbar entspannt, (maximal 5200 Kfz seinerzeit, derzeit noch weniger, und wir erinnern uns: deutschlandweit baut man für 12000 - 17000 Kfz allenfalls wechselseitig dreispurig aus). "Auch lässt der derzeitige Trend für die nächste Zukunft keine Steigerungen erwarten, die mit dem heute vorhandenen Querschnitt nicht abgewickelt werden könnten." Und: "Die Ortslage von Schirnding wird bereits heute mit einer Ortsumgehung umfahren. Ich bin daher überzeugt, dass das Verkehrsaufkommen auf der bestehenden Strecke (...) abgewickelt werden kann. Ein kurzfristiger Baubeginn der zweiten Fahrbahn der OU Schirnding kann vor diesem Hintergrund zur Zeit daher nicht in Aussicht gestellt werden."
Seit dem Frühjahr hat sich nichts geändert, außer dass die Verkehrszahlen weiter zurückgegangen sind.
Seit dem Frühjahr steht fest, dass wir nun hohe Summen zur Reparatur winterbedingter Straßenschäden und zur Sanierung maroder Autobahnbrücken aufwenden müssen, ebenso für die Schaffung zusätzlicher, im wahrsten Sinne des Wortes lebensnotwendiger LKW-Parkplätze. Und nicht einmal dies hindert einige wenige Politiker daran, weiterhin unverdrossen den Bau einer Autobahn quer durch einen Naturpark zu fordern, die sie weder von den Verkehrszahlen noch wirtschaftlich begründen, geschweige denn ökologisch rechtferigten können.
Sehr geehrter Herr Dr. Rabenstein, dies ist eine lange E-mail, und Ihre Zeit ist kostbar, das ist mir durchaus bewußt. Aber das Thema ist sehr ernst und nicht nur bayernweit überaus wichtig. Über eine Antwort von Ihnen würde ich mich also sehr freuen!
Mit freundlichen Grüßen aus Hohenberg,
Kerstin Popp