http://www.frankenpost.de/lokal/fp+fichtelgebirgsautobahn.artikel/art2460,2524782
Denn die Vorsitzenden der Initiative Zukunft Fichtelgebirge (IZF) halten die Verbesserung der Westverbindung für dringend erforderlich.
(Also den weiteren Ausbau der B303, einer Straße, auf der allenfalls etwa die Hälfte des Verkehrs unterwegs ist, für den sie gebaut ist...)
Die Vorsitzenden behaupten, dass hinter dieser Forderung "die weitaus überwiegende Mehrheit der Bevölkerung des Landkreises Wunsiedel im Fichtelgebirge" stünde, (wie sie zu diesem Schluß gekommen sind, erwähnen sie leider nicht), und dass der Kreistag "mehrfach in Abstimmungen - gegen lediglich zwei Stimmen der Grünen - dafür gestimmt" habe. (Hat der Kreistag das tatsächlich? Kerstin Popp liegen andere Informationen vor.)
'"Ein Zeichen dafür, dass wir uns nicht von Leuten bevormunden lassen, die in Münchberg, Gefrees oder Schwarzenbach/Saale und damit in der Nähe der Autobahn wohnen",' heißt es in der Pressemitteilung.
Bevormunden - welch sonderbarer Gedanke -
Sonderbar ist auch das Argument der IZF, dass die Tschechen die Autobahn Eger-Karlsbad und weiter bis Ostrov fertiggestellt hätten und es somit Zeit würde, dass sich auf bayerischer Seite auch etwas tue. Was tue? Dass auf bayerischer Seite eine nicht erforderliche Straße gebaut wird, die nach Fertigstellung dann noch dazu von vielen Verkehrsteilnehmern nicht mehr benutzt werden darf? (Stichwort Kraftfahrstraße).
Auch das nächste Argument der IZF für einen Ausbau der B303 ist sonderbar: Der Wirtschaftsraum Fichtelgebirge sei im Winter oftmals kaum zu erreichen, deshalb sei es auch schwer, für wegfallende industrielle Arbeitsplätze neue zu schaffen.
Im Winter oftmals kaum zu erreichen.
Wann genau ist das wo der Fall, welche Schäden entstehen welchem Betrieb dadurch konkret, und welcher neue Betrieb hat sich aufgrund einer im Winter schlechten Erreichbarkeit nicht niedergelassen, so dass wie viele neue industrielle Arbeitsplätze verlorengegangen sind?
Was sagt das Straßenbauamt Bayreuth zu dieser Behauptung der IZF, dass der Wirtschaftsraum Fichtelgebirge im Winter über die B303 oftmals kaum zu erreichen ist?
In der Pressemitteilung der IZF heißt es weiterhin: "Wir brauchen die schnelle Verbindung zum Universtäts- und Wissenschaftsstandort Bayreuth."
Schnelle Verbindung.
Lässt man via Google die Route Schirnding - Bayreuth berechnen, so erhält man als Ergebnis: 64,3 km, 57 Minuten. Arzberg - Bayreuth: 60,8 km, 56 Minuten. Marktredwitz - Bayreuth: 51 km, 50 Minuten. Wunsiedel - Bayreuth: 44,3 km, 46 Minuten. Tröstau - Bayreuth: 39,5 km, 40 Minuten. Bischofsgrün - Bayreuth: 24,1 km, 39 Minuten. Weißenstadt -
Bayreuth: 34,8 km, 38 Minuten.
Frage: Wie viele Minuten wäre man schneller in Bayreuth, wenn diverse Abschnitte oder die B303 komplett vierspurig ausgebaut würden?
Frage: Wie viele Leute würden von diesen paar Minuten schneller in Bayreuth profitieren, und wie viele andere Leute müßten dafür dann - wenn sie die neue Kraftfahrstraße B303 nicht mehr benutzen dürften - Nachteile und Umwege in Kauf nehmen, und wie steht das Ganze im Verhältnis zu den Ausbaukosten und dem Flächenverbrauch (landwirtschaftliche Nutzflächen gehen nicht nur für den Bau selbst verloren, sondern auch durch die Schaffung von Ausgleichsmaßnahmen)?
In dem veröffentlichten Text heißt es weiterhin:
'Die Behauptung der Gegner, die Verkehrslage mache einen Ausbau nicht erforderlich, sei verantwortungslos, heißt es weiter. Wer behaupte, auf der bisherigen Straße können 20 000 Autos fahren, nehme tödliche Unfälle in Kauf. "Dies ist eine menschenverachtende Politik."'
Wie bitte?
Die immer noch gültigen Richtlinien für die Anlage von Straßen - Teil: Querschnitte (kurz RAS-Q), herausgegeben von der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen, legen fest, dass eine Straße mit einem Regelquerschnitt von RQ10,5 für eine Verkehrsstärke von bis zu 20000 Fahrzeugen pro Tag ausgelegt ist. Entlang des gesamten Verlaufs durch das Fichtelgebirge von der Grenze zur A9 ist die Straße mindestens in diesem Querschnitt ausgelegt. An vielen Stellen ist die Straße bereits heute mit einem weiteren Querschnitt ausgebaut, also für höhere Verkehrsstärken ausgelegt. Wenn man auf diese anerkannte Tatsache hinweist, dann unterstellen die IZF-Vorsitzenden, man handle "verantwortungslos", betreibe eine
"menschenverachtende Politik" und "nehme tödliche Unfälle in Kauf". Sind sie sich der juristischen Tragweite dieser Unterstellung bewusst??
Und, wie es in einem Online-Kommentar so treffend heißt:
"Verantwortungslos ist nicht, simple Zahlen und Fakten zu nennen. Verantwortungslos ist, mit der Angst der Bevölkerung zu spielen - vor Unfällen auf einer angeblich nicht sicheren Straße, oder vor Verlust von Arbeitsplätzen (wie war das mit der angeblichen Gefährdung des Edeka-Auslieferungslagers in Marktredwitz, wenn die Straße nicht vierspurig würde? Die Edeka macht den Fortbestand dieses Lagers nicht von einer ausgebauten B 303 abhängig!)"
Am Ende ihrer Pressemitteilung bringt die IZF noch Verkehrszahlen ins Spiel - aber egal wie sie sie dreht und wendet, der simple Fakt bleibt bestehen:
Die Kapazität der B303, Bestand 2-spurig, beträgt 20000 Kfz/24h.
Und nirgendwo auf der B303 fahren derzeit 20000 Fahrzeuge. Die Straße hat eine extrem hohe Leistungsreserve.
Ein Ausbau ist nicht erforderlich.