Auf die Anfrage von Kerstin Popp nimmt die HWK am 03.03.2011 in einer pdf Stellung. Leider hat die HWK noch nicht ihr Ok gegeben, diese abzubilden, daher nur eine Zusammenfassung der wirklich umfassenden und auch freundlichen Antwort:
Die HWK sagt, dass Oberfranken mehr als andere bayerische Regionen einen tief greifenden Strukturwandel zu gestalten hat, und gleichzeitig durch den demographischen Wandel betroffen ist.
"Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um den Bericht des „Zukunftsrats der bayerischen Staatsregierung“ ist die Region aufgefordert, Handlungsfelder und Ansatzpunkte zu benennen, mit denen die Zukunftsfähigkeit der Region gesichert werden kann. Wir wollen die Wettbewerbsfähigkeit der oberfränkischen Wirtschaft weiter erhöhen und damit verbunden, das Wachstum und die Attraktivität der Region steigern. (...) In diesem Zusammenhang ist es unbestritten, dass der Ausbau der grenzüberschreitenden Infrastruktur, insbesondere der Verkehrsinfrastruktur, eine der zentralen Voraussetzungen die wirtschaftliche Entwicklung Oberfrankens und auch für das weitere erfolgreiche Zusammenwachsen der EU 15 mit den jungen EU-Mitgliedsstaaten darstellt. Mit Blick auf die wieder gewonnene zentrale Lage in Europa brauchen unsere Unternehmen ein effizientes und gut vernetztes Verkehrssystem."
Laut HWK nimmt die Verlängerung der A70 durch die B303 als überregionale Ost-West-Magistrale zwischen Frankfurt und Prag eine zentrale Stellung ein. Ihrer Ansicht nach bleibt die Leistungsfähigkeit der Strecke zwischen der A70 und dem Grenzübergang Schirnding-Eger weit hinter den Anforderungen für einen leistungsfähigen Streckenabschnitt im Transeuropäischen Verkehrsnetzwerk zurück. (Obwohl sie bereits für 20000 Kfz ausgelegt ist).
"Die B303 soll als leistungsfähige Bundesstraße bis zur deutsch-tschechischen Grenze weiter gebaut und damit die Lücke in der Ost-West-Magistrale Frankfurt – Prag geschlossen werden".
Die HWK geht fälschlicherweise (siehe aktuelle Verkehrsplanung - Super Strategie / Green Paper) davon aus, dass Tschechien den Bau einer leistungsfähigen Straße von Prag nach Cheb/Eger vorantreibt.
Sie führt 4 konkrete Gründe an, warum für das Handwerk der Ausbau einer leistungsfähigen Ost-West-Verbindung eine handfeste wirtschaftliche Bedeutung hat, und gibt zu bedenken:
"Ohne eine verbesserte verkehrliche Anbindung verliert die Region weiter an Boden im nationalen und internationalen Standortwettbewerb.
Schon heute zeichnet sich ab, dass die zentralen europäischen Verkehrswege im Ost-West-Verkehr nördlich (A4) und südlich (A6) an Oberfranken vorbei geführt werden." Mit der Schaffung dieser leistungsfähigen Ost-West-Verbindung würde die Basis für eine selbsttragende Regionalentwicklung hingegen gestärkt werden.
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Antwort darauf von Kerstin Popp am 13.03.2011
Sehr geehrter Herr Eggers,
bitte entschuldigen Sie, dass ich mich erst heute für Ihr Schreiben bedanke! Ich habe mich wirklich sehr gefreut.
Meine Frage, warum in Ihren Augen eine Straße, die für 20000 Kfz ausgelegt ist, hier nur von ca. 5000 befahren wird und laut Prognose künftig - FALLS sie vierspurig wäre - von lediglich maximal 12400 Kfz befahren würde - nicht bereits leistungsfähig ist, haben Sie aber nicht beantwortet.
Sie erwähnen Probleme im hohen Fichtelgebirge mit gestiegener Verkehrsbelastung, insbesondere durch den Schwerlastverkehr, der sich auch auf das regionale Handwerk und die regionale Wirtschaftsverflechtung auswirkt. (Stichwort Zeitverzögerungen)
Aber gerade da wäre eine Autobahn geradezu kontraproduktiv, zieht sie doch erst Verkehr an, insbesondere Schwerlastverkehr. Und die Kraftfahrer sind dann zwar auf einer Autobahn, aber zusammen mit deutlich mehr anderen Fahrzeugen und vor allem Transit-Lwks unterwegs. Außerdem würde - Stichwort Zeitverzögerung - es weniger Auffahrten geben, was die Autofahrer zu neuen Umwegen auf ihrem Weg zur nächsten Auffahrt zwingen würde.
Welche konkreten Vorteile sehen Sie in einem weiteren zentralen europäischen Verkehrsweg im Ost-West-Verkehr mitten durch das Fichtelgebirge, wenn unmittelbar nördlich die A 4 und unmittelbar südlich die A 6 vorbeiführt? Als Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer liegen Ihnen die genauen Daten vor. Wie hat sich das Handwerk an der A 6 seit ihrem Ausbau entwickelt?
Wäre Ihrer Ansicht nach eine wechselseitig dreispurig ausgebaute Straße, die für den Transit-Schwerlastverkehr gesperrt ist, für unsere Firmen, unser Handwerk, und - uns Pkw-Fahrer, die wir nach Bayreuth wollen - nicht die geschickteste Lösung?
Überall sonst in Bayern bzw. Deutschland werden solche Straßen für deutlich mehr Verkehr gebaut. Die B169, für ca. 17000 Kfz zum Beispiel, aktuell will Staatssekretär Eck die B16 bei Nittenau für ca. 12000 reelle Kfz dreispurig ausbauen.
Und da unsere tschechischen Nachbarn aufgrund der geringen Verkehrszahlen bis mindestens 2025 zwischen Prag und der Grenze eine Autobahn weder fertigstellen, noch bauen, geschweige denn planen, sondern nur dort punktuell ausbauen, wo hoher Quellverkehr dies zwingend erforderlich macht - müßten wir auf deutscher Seite dies nicht analog machen, wenn, wie unser Innenministerium schreibt, der Ausbaustandard im Nachbarland natürlich ein Aspekt ist, der bei der Festlegung des Ausbauquerschnitts bei uns eine Rolle spielt?
Über Ihre Antworten würde ich mich sehr freuen; bitte bestätigen Sie mir auch kurz, dass ich Ihr Schreiben als pfd im Internet abbilden darf - ein authentischer Brief ist immer besser als jede noch so gute Zusammenfassung.
Ich danke Ihnen im Voraus für Ihre Zeit und Mühe, und verbleibe bis dahin
Mit freundlichen Grüßen aus Hohenberg,
Kerstin Popp
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leider keine Antwort von der HWK, nachgehakt am 30.03.2011:
Sehr geehrter Herr Eggers,
haben Sie schon eine Antwort für uns?
Und dürfen wir Ihr Schreiben als pdf im Internet abbilden? Wir haben nun derzeit nur eine Zusammenfassung, aber ein authentischer Brief ist natürlich immer besser und vor allem völlig unmißverständlich.
Ich würde mich sehr freuen, von Ihnen zu hören und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen aus Hohenberg,
Kerstin Popp