"Der Staat in der Pflicht?
Wieder einmal forderte die IZF eine „leistungsfähige Ost-West-Verbindung“ – diesmal garniert mit dem Hinweis, die Gegner der Fichtelgebirgsautobahn würden „Zahlen missbrauchen“.
Dazu sei der IZF ins Stammbuch geschrieben, dass die Bürgerinitiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn Ost (sowie die Bürgerinitiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn Gefrees und Umgebung) ausschließlich Zahlen des Bayerischen Staatsministeriums des Innern verwendet. Auch die IZF kommt nicht daran vorbei, dass die Zahlen auf der B 303 im Trend gesunken sind. 2012 wurden in Schirnding 20 % weniger Fahrzeuge gezählt als 2006 – dass es dabei Schwankungen gibt, ist klar, aber die Verkehrszahlen sind deutlich niedriger. Und das in einer Zeit, in der überall in der Republik die Zahlen anstiegen. Die von den Herren Müller und Schläger genannten 14.000 Fahrzeuge treffen ausschließlich zwischen Marktredwitz und Wunsiedel zu – in diesem Bereich aber ist die B 303 bereits vierspurig ausgebaut.
Die IZF hält die B 303 für eine der 10 meistbefahrenen Bundesstraßen in Bayern – eine höchst interessante, aber tendenziöse Aussage: Tatsächlich wurden bei der letzten Gesamt-Zählung im Jahr 2010 bei 87,1 % der Zählstellen in Bayern höhere Verkehrszahlen als in Schirnding verzeichnet.
Die B 303 ist für 20.000 Fahrzeuge täglich konzipiert – auf dem meistfrequentierten zweispurigen Straßenteil der B 303, zwischen der A 93 und Marktredwitz West, werden weniger als 40 % dieser Kapazität genutzt, über 60 % sind ungenutzt. So gesehen können sich noch viele Firmen bei uns ansiedeln, ohne ein Verkehrsproblem zu haben. Bei einer solchen Leistungs-Reserve würde kein verantwortungsbewusster Wirtschaftler eine Erweiterungs-Investition veranlassen.Wir erinnern auch daran, dass erst nach jahrelangem Ringen ein grober Fehler in der Rentabilitätsberechnung für den Bau einer Autobahn korrigiert wurde – daraufhin musste das Projekt Autobahn gekippt werden.
Wolfgang Kreil wirft in die Waagschale, dass die wirtschaftliche Entwicklung „schon immer“ an den Verkehrsachsen stattfand. Inzwischen allerdings findet die wirtschaftliche Entwicklung an Knotenpunkten statt, sprich Nürnberg, München, generell in großen Städten. Das zugehörige Land verhungert – auch uns hat man ja schon empfohlen, uns wirtschaftlich an Thüringen oder Tschechien auszurichten. Heißt in der Konsequenz: Würde bei uns eine „leistungsfähige Ost-West-Verbindung“ gebaut, sähen wir lediglich viele Lastwagen auf dem Weg zwischen Prag und Frankfurt an uns vorbeifahren. Wir hätten den Verkehr, den Lärm und die Abgase, aber keine Arbeitsplätze.
Es befremdet, wenn die IZF meint, sie wisse, was die Mehrheit wolle - dem Bundesverkehrsministerium sind mehr als 30.000 (!) Unterschriften aus dem Fichtelgebirge gegen eine Autobahn übermittelt worden. Es ist nicht bekannt, dass ähnlich viele Unterschriften von Befürwortern aus dem Fichtelgebirge beim Ministerium vorliegen würden.
Bevor wir an solche Rollbahnen denken, sollten wir eher andere Entwicklungsmodelle forcieren – warum z.B. nicht einen Kompetenz-Landkreis für Senioren entwickeln? Ein lebenswertes Umfeld zu erschwinglichen Preisen für Senioren erarbeiten und Senioren aus den teuren Städten zu uns holen – da wären Arbeitsplätze und Entwicklung generierbar. Für uns, nicht für die Metropol-Regionen. Im Gegensatz zum IHK-Verteter Dr. Schaefer sind wir dabei nicht der Ansicht, dass man in unserer Region an der Wirtschaftsförderung sparen könnte.
In diesem Sinne sehen wir den Staat nicht in der Pflicht, ein breites Betonband hinzuklotzen – wir haben mehr davon, wenn wir Mittel zum Finden und Umsetzen von Ideen zur wirtschaftlichen Entwicklung erhalten."
Die Frankenpost veröffentlicht sie leider stark gekürzt am 27.11.2013 mit dem Titel "Gegner der Autobahn widersprechen".
http://www.frankenpost.de/lokal/fichtelgebirge/arzberg/fp+fichtelgebirgsautobahn./Gegner-der-Autobahn-widersprechen;art2432,2982807