Kerstin Popp, aufmerksam gemacht durch den Artikel in der Frankenpost Sanierung geht zügig voran, http://www.frankenpost.de/dossiers/fp+fichtelgebirgsautobahn.artikel/art2442,2062122; wirft am 28.07.2012 selbst einen Blick auf die Deponie. Hier ihr Bericht.
In der Tat, der Platz, an dem ich zum Spatenstich der Deponiesanierung am 22.06.2012 neben all den Honoratioren gestanden und mich umgesehen habe, ist nicht mehr wiederzuerkennen. Vom ersten Bauabschnitt, der 3,5 Millionen Euro kosten soll, ist tatsächlich bereits eine erstaunliche Menge geschafft.
Das Auto parkt an derselben Stelle, aber ansonsten ist nichts mehr wie damals.
Hier wurden wohl vor kurzem zwei Probebohrungen gemacht; in etwa 2 Metern Tiefe stieß man wohl auf eine sonderbare Substanz. "Da brodelt's." Und man wisse nicht was passiert wäre, hätte man ein Streichholz reingeworfen. (Jungend forscht..??)
Der Nachmittag ist sonnig, heiß, ein leichter, sonderbarer, undefinierbarer aber unangenehmer Geruch hängt in der Luft, der sich mit der Zeit im Hals festsetzt bis dass der Hals schmerzt. Es ist trocken, trockene Erde, alles sehr staubig. Der Wind kommt von Süden und treibt den Staub und Geruch deponieabwärts.
Von der Haldenstraße gehe ich westwärts, die schiere Größe der freigelegten Fläche überwältigt mich. Ich sehe nirgends eine Absperrung, nirgends ein BetretenVerbotenSchild; das gesamte Gelände ist völlig frei zu betreten.
Deponiegelände unmittelbar unterhalb der B303.
Die oberste Schicht wurde abgetragen und am Fuß der Deponie auf einer Wiese abgelagert und mit Erde überdeckt.
Ich sehe alle Art von Hausmüll.
Ein alter Ofen, Zeitungen aus dem Jahr 1972, eine halbvolle Flasche Lösungstinktur, sich langsam zerlegende, volle Tablettenpackungen mit zerfallenden Tabletten (Agedal, hmmmm), und viel viel Plastik und Gummi - Kinderspielzeug und Verpackungsmaterialien aller Art (Joghurt, Margerine, Waschmittel, Haarpflegeprodukte, Motoröl, Tüten) - da werden Kindheitserinnerungen wach!) Aber auch Krankenhausmüll - ich hoffe, der lange Knochen unmittelbar daneben stammt nicht aus derselben Charge wie die Infusionsflaschen, teils noch mit Restflüssigkeit drin, Infusionsschläuche und der Blut/Urinbeutel (Inhalt war nicht mehr so einfach identifizierbar)— Scherz.
Ich sehe schwarze, feuchte Bodenschichten.
Tiefschwarze Fichten- und Kiefernzapfen liegen herum, nun getrocknet in der Sonne, sie zerkrümeln sofort beim Anfassen und verströmen einen sonderbaren Geruch. (Im Bereich, wo der Hochspannungsmast steht, haben wohl die Amerikaner nach dem Krieg lastwagenweise - IRGENDWAS - hingekippt. Corned Beef vielleicht, das sie aus logistischen Gründen nicht mehr in die Heimat zurücktranportieren wollten - aber vielleicht auch anderes, niemand kann ja genau sagen, was alles in dieser "Hausmüll"Deponie liegt. Neben Klärschlamm, Industriemüll und Gift aus der CFM.)
Ich gehe die Deponie abwärts Richtung Weideflächen, feiner Staub wirbelt bei jedem Schritt auf, das Gras der Wiesen unten ist mit Staub bedeckt.
Auffällig die feuchten Stellen überall.
Es gibt keinen sauberen Graben unterhalb der Deponie.
Ich stehe nun am Fuß der Deponie – dort oben, wo nun die riesigen Baumaschinen stehen, dort ungefähr standen wir am 22.06,2012 –und ich frage mich ganz unwillkürlich:
Was passiert bei starkem oder lang anhaltendem Regen? Wohin fließt dann das Wasser? Der Schlamm? In die Wiesen, und dann weiter - wohin - Röslau - Eger – lagert sich in den Flußauen an, treibt an Arzberg und Schirnding vorbei in den Skalkastausee? Und was genau hat das Wasser aus dieser gewaltigen (26.200 Quadratmeter?) offen liegenden Deponie ausgespült, was führt es also mit sich? Wann soll doch gleich die Deponie abgedeckt werden? Und vor allem wie?
Ein Teil der Deponieoberfläche soll asphaltiert werden, der andere Teil mit einem Schutzvlies (aus welchem Material immer das bestehen mag) abgedichtet, über diesem Schutzvlies noch mal 50cm Ausgleichsschicht - aus was immer die bestehen mag - darüber dann ein Meter Boden. Der Hügel über der Deponie soll so geformt werden, dass das Wasser zur B303 hin abfließt.
Die B303 ist heute der höchste Punkt.
Ich habe volles Vertrauen in Technik und Wissenschaft. Aber ich stehe jetzt am Fuße der Deponie Haldenstraße, aus der nachweislich Sickerwasser mit einer ganzen Reihe giftiger Schadstoffe dringt und das Grundwasser gefährdet. Ich habe bei nur einem kleinen Rundgang dutzende Dinge herumliegen sehen, die niemand im Grundwasser oder sonstwo haben will. Ich sehe Draht und Eisenträger und Unmengen von Glasscherben; ich sehe trotz Trockenheit und Staub überall feuchte Stellen, ich sehe Wasser aus den freigelegten Schichten der Deponie drücken - das WO BITTE aufgefangen wird und GOTTWEISSWAS enthält und - wie gesagt - WOHIN? fließt. Ich sehe merkwürdige schwarze und graue und schleimige und gelbgrüne Substanzen, ich rieche diesen sonderbaren Geruch -
Es sind noch zwei kleine Videos verfügbar, ein Rundumschwenk im oberen Deponiebereich, gleich unterhalb der B303, und ein Rundumschwenk unten am Fuß der Deponie.
Staatsekretärin Melanie Huml verspricht "Durch die Oberflächenabdichtung wird künftig verhindert, dass weiter belastetes Sickerwasser ins Grundwasser gelangt" und "Mit der Sanierung bekommen Sie jetzt nachhaltige Sicherheit auf dem aktuellen Stand der Technik" Sie versichert, "dass sich die Schadstoffe künftig nicht mehr ausbreiten werden."
Sehen wir die Bilder, sehen wir die Videos, ganz nüchtern und sachlich und fragen uns angesichts Dimension und Lage der Deponie: Kann Staatsekretärin Huml ihr Versprechen halten?