erscheint ein Artikel mit der Überschrift "Erleichterung beim BN, Enttäuschung bei der IZF"
Naturschützer und Ausbaubefürworter reagieren unterschiedlich auf die Fortschreibung des Verkehrswegeplans.
Während sich der Bund Naturschutz erleichtert darüber zeigt, dass der Ausbau der B303 zwischen Tschechien und der A9 nicht mehr im neuen Bundesverkehrswegeplan enthalten sein soll und dies einen "Sieg der Vernunft" nennt, ist die Initiative Zukunft Fichtelgebirge (IZF) enttäuscht.
"Ein Brief, von zweitem IZF-Vorsitzenden Albrecht Schläger unterzeichnet, ist an Ministerpräsident Horst Seehofer gerichtet, der zweite, der auch die Signatur von Vorsitzendem Willi Müller trägt, an Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt adressiert. In beiden Schreiben wird gefordert, der Lückenschluss zwischen tschechischer Grenze, der A 93 und Marktredwitz-West müsse unbedingt in den vordringlichen Bedarf aufgenommen werden, zumal bei Schirnding bereits ein Baurecht bestehe."
In ihrem Schreiben an Alexander Dobrindt verlangen die beiden IZF-Vorsitzenden Müller und Schläger, dass die B303 zwischen der Landesgrenze bei Schirnding und der A93 als vierbahnige Straße im Bundesverkehrswegeplan bleiben muß.
"Die beiden ehemaligen Landtagsmitglieder machen geltend, dass täglich 12 000 Fahrzeuge auf diesem Abschnitt verkehren und machen 'überproportionalen' Schwerlastverkehr geltend."
Die Frankenpost veröffentlicht am 29.03.2016 die Pressemitteilung der Bürgerinitiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn Ost.
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zu dem am 24.03.2016 veröffentlichen Frankenpostartikel "Erleichterung beim BN, Enttäuschung bei der IZF" nimmt die Bürgerinititive gegen die Fichtelgebirgsautobahn Ost wie folgt Stellung und bittet um Veröffentlichung:
"Ebenso wie der Bund Naturschutz begrüßen es die Initiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn Gefrees und Umgebung (BiG), und die Initiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn Ost, dass sich für den künftigen Bundesverkehrswegeplan rationale Planungskriterien durchgesetzt haben, und nicht die Interessen der Straßenbaulobby sowie einzelner Lokalpolitiker.
Es ist nachvollziehbar, dass sich die IZF enttäuscht zeigt. Ihre Forderung, die B303 müsse zwischen der Landesgrenze bei Schirnding und der A93 aufgrund der Verkehrszahlen und des Schwerlastverkehranteils vierbahnig ausgebaut werden, kann allerdings nicht unkommentiert stehen bleiben.
Der Schwerlastverkehranteil ist bei der absoluten Verkehrsstärke belanglos und hat zudem weiter abgenommen auf nur mehr 16,5% in 2015.
Seit 2007 hat sich der Ost-West-Verkehr nicht mehr verändert, wie man am Beispiel der Zählstelle in Rangen festmachen kann. Die B303 ist bereits heute schon eine extrem leistungsfähige Straße.
Sie ist für 20.000 Fahrzeuge gebaut, aber nirgends verkehren auch nur annähernd so viele. Dies belegen die offiziellen Zahlen der Obersten Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Inneren, für Bau und Verkehr.
Es gibt eine selbsterklärende Grafik zu dem nicht existenten Ausbaubedarf, basierend auf den offiziellen Zahlen der Bayerischen Straßenbauverwaltung, mit dem Titel 'Kapazität B303 alt Bestand 2-spurig im Vergleich zum Ist-Verkehr'.
Es macht erst dann Sinn, über den millionenschweren Ausbau der B303 nachzudenken, wenn sich die Ist-Verkehr-Kurve mehrjährig über der 20.000er-Marke bewegt. Alles andere wäre in Zeiten knapper Kassen geradezu verantwortungslos, gerade auch in Anbetracht der aktuellen Instandhaltungsproblematik für die bestehende Infrastruktur."
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Leider druckt die Frankenpost diese selbsterklärende kleine Grafik nicht mit ab.
Dafür veröffentlicht sie aber bereits am 25.03.2016 einen ausführlichen Artikel mit der Überschrift "Ende einer Hängepartie".
https://www.frankenpost.de/lokal/muenchberg/mhtz/Ende-einer-Haengepartie;art2441,4745417
Dieser Artikel erscheint leider nicht auch im "Osten", obwohl nicht nur Gefrees aufatmet, dass die Pläne für eine Fichtelgebirgsautobahn vom Tisch zu sein scheinen! "Die Kombination aus tausendfachem Protesten und den objektiven Fakten hat's bewirkt", wird Gefrees' Bürgermeister Harald Schlegel zitiert.
Andere Gründe könne er sich nicht denken, "die dazu hätten führen sollen, dass die Bundesstraße B 303 nur noch mit einem kurzen Streckenabschnitt bei Schirnding im aktuellen Entwurf des Bundesverkehrswegeplans (BVWP) zu finden ist."
Dass dieses knapp 4 km lange Teilstück bei Schirnding nicht ebenfalls gestrichen wurde, dürfte vermutlich daran liegen, dass dafür ein Planfestellungsbeschluß vorliegt. Aber die Referenten stuften dieses Vorhaben in den "weiteren Bedarf" zurück; mit einem Baubeginn wäre somit nicht vor 2030 zu rechnen.
"So ist also nun erreicht, wofür sich die Bürgerinitiative gegen die Fichtelgebirgsautobahn Gefrees und Umgebung (BiG) seit ihrer Gründung im Jahr 2007 stark gemacht hat: die praktisch komplette Streichung des Ausbauvorhabens der B 303 zwischen Schirnding und der A 9."
Aber: wie BiG-Sprecher Professor Christoph Bochinger sagt: Es handelt sich nur um einen Entwurf. Und die Erfahrung der Vergangenheit hat gezeigt, dass die vierspurige B 303 / Fichtelgebirgsautobahn so schnell nicht stirbt.
Selbst als der Freistaat Bayern 2013 beschloß, im Landkreis Bayreuth die Ausbaupläne der B303 nicht weiterzuverfolgen, und auch nichts für den neuen Bundesverkehrswegeplan zu melden, hielt er trotz Protest am drei- und vierspurigen Ausbau im Landkreis Wunsiedel fest - wo die Verkehrszahlen analog gering sind.
"Die Fakten liefern Tag für Tag unbestechliche Zählstellen entlang der B 303 bei Schirnding und Bischofsgrün, 2004 eingerichtet von der obersten Baubehörde des bayerischen Staatsministerium des Inneren. Deren Zahlen belegen, dass keine bisherige Verkehrsprognose nur annähernd die Wirklichkeit abbildete, sondern das Verkehrsaufkommen immer viel zu hoch einschätzte."
Wie diese Zahlen belegen, fährt heute ein Drittel weniger Fahrzeuge bei Bischofsgrün als 1993 (5682 Kfz im täglichen Durchschnitt 2015). Bei Schirnding passierten 5846 Fahrzeuge die Meßstelle. Auf einer Straße, die für 20.000 Fahrzeuge täglich gebaut ist.
Aber wie Thomas Schubert-Roth in seinem Artikel schreibt:
"Der Kampf gegen den Ausbau der Bundesstraße 303, oder auch griffig Fichtelgebirgsautobahn genannt, ist eine schier endlose Geschichte. Jene, die seit mehr als 30 Jahren mit Argumenten, Unterschriftslisten und fantasievollen Protestaktionen dagegen kämpfen, sprechen daher vorsichtig auch nur von einem 'vorläufigen Aus'."
Vorsicht ist angebracht, denn die endlose Geschichte geht selbstverständlich weiter, gemäß der Parallele zu einer Vampirfilmserie, wie sie der Nordbayerische Kurier in einem Kommentar vom 8.1.2012 ("Projekt aus der Gruft") so treffend gezogen hat:
"Das Monster, am Ende des letzten Films sicher totgeglaubt, will einfach nicht sterben. Und treibt weiter sein Unwesen. Die Rede ist von der Fichtelgebirgsautobahn (...)
Denn in der Wirtschaft gibt es nach wie vor starke Kräfte, die eine vierspurige Ost-West-Querung des Fichtelgebirges haben wollen, koste es was es wolle. Und deren Lobbyisten werden weiter kräftig Strippen ziehen, um die untote Fichtelgebirgsautobahn am Leben zu erhalten."
Dass dies nach wie vor noch brandaktuell ist, sehen wir. Wir sehen, wie die Lobbyisten nach wie vor kräftig Strippen ziehen
Was werden wir sehen, wenn der neue Bundesverkehrswegeplan verabschiedet wird?
Werden wir eine weitere ermüdende Fortsetzung einer zunehmend langweilenden Serie erleben, oder ein Happy End; das Projekt landet
"endgültig da, wo es hingehört: in der Gruft, mit einem besonders schweren Deckel drauf"?