1988 war Albrecht Schlägers Standpunkt zur "Fichtelgebirgsautobahn", dass jene in den vierziger Jahren einst als Querverbindung zum Sudetenland geplante und teilweise auch schon trassierte Autobahn durch den Bau der B303 längst überholt sei. Trotzdem spuke sie leider immer noch in den Köpfen einiger Leute herum. "Es wäre unsinnig, neben dieser gewiß noch ausbaufähigen Straße eine neue Trasse durch das Fichtelgebirge zu führen, die schwere Eingriffe in die Landschaft, beispielsweise in das Wasserschutzgebiet der Stadt Hof am Waldstein mit sich bringen würde."
1997 trat MdL Albrecht Schläger, Kreisvorsitzender des Wunsiedler Bund Naturschutz, als Referent bei der Aufklärungsversammlung einer Interessengemeinschaft auf, die sich gegen den Bau einer Südumgehung von Weißenstadt und gegen den Ausbau der Staatsstraße 2180 zu einer neuen Trasse der B303 gegründet hatte. Laut Information der Interessengemeinschaft hatte Alfred Sauter, Staatsekretär im bayerischen Innenministerium, in einem Brief vom April 1996 mitgeteilt, "Der Ausbau der Staatsstraße 2180 und der Bau der Ortsumgehung Weißenstadt sind im übrigen so ausgelegt, daß diese Maßnahmen in eine neue Bundesstraße 303 integriert werden können".
Schläger zeigte die seiner Ansicht nach Unsinnigkeit des Projekts auf, welches "mit einer Autobahnplanung des Dritten Reichs begonnen habe und seither nie vom Tisch verschwunden sei."
Zum einen die geringe Verkehrsbelastung - offizielle Zählungen ergaben im Bereich Weißenstadt bis zu 2400 Fahrzeuge am Tag ( = deutlich unter dem Landesdurchschnitt bei Staatsstraßen) und westlich von Weißenstadt 3500 Fahrzeuge ( = etwa Landesdurchschnitt).
Oder das seiner Ansicht nach nicht haltbare Argument Zeitverluste auf der jetzigen Strecke, deren weiterer Ausbau nach Meinung der Befürworter einer neuen Bundesstraße nicht möglich sei. Eine neue Trasse führe durch Erholungswälder und Wasserschutzgebiete; man gehe mit der Natur um als habe man ein zweites Gebirge in Reserve; und er sagte: "Wegen ein paar Minuten Zeitersparnis sind wir nicht bereit, Natur und landwirtschaftliche Produktionsflächen zu opfern."
Und natürlich die Tatsache, dass der Verkehr neuerdings nicht weiter zunehme. Nach der Fertigstellung der Autobahn (A6) werde er sich zudem weiter verlagern, und nur der Verkehr direkt nach Westen werde sich wohl weiter den Weg über das Fichtelgebirge suchen. "Man sollte sich deshalb von der Ansicht verabschieden, daß der Paß über das Gebirge künftig riesige Verkehrsströme bewältigen muß."
Albrecht Schläger appellierte, "den Schulterschluß von Bauern, Naturschützern, SPD, Heimat- und Wandervereinen zu bewahren und weiterhin gemeinsam gegen jene zu kämpfen, für die Asphalt und Beton Fortschritt bedeuten."
Aber dann, im Herbst 2001, ist er zweiter Vorsitzender der IZF (Initiative Zukunft Fichtelgebirge), die aus der Initiative ZiF (Zukunft im Fichtelgebirge) hervorgeht. Initatoren der ZiF waren Willi Müller (dann erster Vorsitzender der IZF) und Dr. Hans-Peter Friedrich, (aktuell unser Bundesinnenminister), die im Mai 2001 zur Gründung einer Initiative aufgerufen hatten weil "der Güterverkehr zwischen Tschechien und Deutschland dramatisch zunehmen wird" und: "Ohne eine neue leistungsfähige Straßenverbindung wird unser Fichtelgebirge und seine schöne Landschaft in wenigen Jahren im Lkw-Stau ersticken."
(In wenigen Jahren. Nun, mehr als 10 Jahre später, wir schreiben das Jahr 2012. Niemand ist auch nur ansatzweise im Lkw-Stau erstickt - ganz im Gegenteil. Wie sich der Verkehr auf der B303 seit 2001 entwickelt hat, ist bekannt - 2011 wurden an der automatischen Dauerzählstelle bei Schirnding nur noch etwa 4500 Fahrzeuge gezählt, davon rund 950 Schwerverkehr, Tendenz fallend.)
Albrecht Schläger steht seitdem - seit mindestens 2001 jedenfalls - hinter der IZF und für ihr Ziel, das sie ganz klar auch auf ihrer Homepage formuliert: "Wir fordern den Neubau einer leistungsfähigen vierspurigen Ost-West-Verbindung vom Grenzübergang Schirnding bis zur Autobahn A9."
Und er hat auch seine Meinung hinsichtlich der Verkehrsentwicklung umgekehrt und sich der der IZF angeschlossen, die sie wie folgt formuliert: "Im Rahmen der EU-Ost-Erweiterung ist von einer weiteren, bis zu mehreren 100% Verkehrssteigerung aus dem Osten bis zum Jahr 2015 auszugehen, die unweigerlich zu einem "Verkehrsinfarkt" führen wird. Betroffen hiervon sind nicht nur die Anwohner der betreffenden Straßen, sondern auch die Wirtschaft des Fichtelgebirges, die auf eine funktionierende Infrastruktur angewiesen ist.
2002 empfahl Albrecht Schläger allen Städten und Gemeinden den Beitritt zur Gesellschaft zur Förderung des umweltgerechten Straßenbaus (GSV), "eine gemeinnützige Vereinigung, die sich wesentlich an den Aktivitäten der IZF beteiligt und gute Kontakte zu den zuständigen Ministerien pflegt" und gute Kontakte zur Baubehörde hat.
("Umweltgerechter" Bau einer vierspurigen Straße quer durch einen kleinen, also somit vom internationalen Transitschwerlastverkehr ohne nennenswerte Probleme zu umfahrenden, und aufgrund seiner Geographie besonders sensiblen Naturpark..)
Und am 04.04.2003 sprach er gar vor dem Bayerischen Landtag wie folgt:
"Nun ein Wort zur Osterweiterung. Tatsache ist, dass der Verkehr durch die EU-Osterweiterung exorbitant ansteigen wird, was uns in Bayern belasten wird. Das ist ganz klar. (...) Ich sage Ihnen: Wir fordern, dass die Projekte zwischen Passau und Hof hin zur tschechischen Republik in die erste Dringlichkeitsstufe kommen, sofern sie es noch nicht sind."
Mobilität sei seiner Ansicht nach die Grundlage für Wachstum und Beschäftigung, mobil sein bedeute für die meisten Menschen Freiheit und Lebensqualität, und dass Politik für eine leistungsfähige Infrastrukur aktive Wirtschaftspolitik sei, den Wirtschaftsstandort Bayern stärke und die Zukunft unseres Landes sichere.
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Scrollen wir an dieser Stelle hoch und lesen zum Vergleich noch einmal, was er nur ein paar Jahre vorher sagte, lesen wir das, wofür er ein paar Jahre vorher stand und wofür er eintrat und plädierte - gerade von wegen "nicht bereit, wegen ein paar Minuten Zeitersparnis Natur und landwirtschaftliche Produktionsflächen zu opfern" und "..weiterhin gemeinsam gegen jene zu kämpfen, für die Asphalt und Beton Fortschritt bedeuten"